Presse-Info

Chronisch erkrankte Menschen sind Teil der Arbeitswelt!
Anlässlich des Tags der Arbeit präsentieren Selbsthilfeverbände neues Projekt

Köln, 29. April 2021: Obwohl etwa ein Drittel der Erwerbstätigen in Deutschland chronisch erkrankt ist, werden Menschen mit chronischen Erkrankungen in der Arbeitswelt oft nicht berücksichtigt. Darauf weist anlässlich des Tags der Arbeit am 1. Mai die Aidshilfe NRW hin. „Obwohl statistisch fast jeder Betrieb betroffen sein könnte, findet eine aktive
Auseinandersetzung mit dem Thema in den meisten Betrieben bisher nicht statt“, erklärt Stephan Gellrich von der Aidshilfe NRW. Dies führe zu Vorurteilen und Verunsicherungen im Umgang mit chronisch erkrankten Menschen; es komme zu Stigmatisierung, Benachteiligung und Ausgrenzung bis hin zum Arbeitsplatzverlust.

Viele chronisch erkrankte Menschen scheuten die Offenlegung ihrer Erkrankung aus Angst vor negativen Konsequenzen.
„Dabei kann die Geheimhaltung einer chronischen Erkrankung selbst nicht nur zu einer hohen psychischen Belastung werden, sondern auch Verhaltensweisen erfordern, die sich negativ auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirken“, sagte Gellrich. „So werden beispielsweise Medikamente nicht sachgerecht eingenommen, auf benötigte Ruhezeiten verzichtet und Arbeitsabläufe nicht an gesundheitliche Bedürfnisse angepasst.“

Die anhaltende Stigmatisierung chronisch erkrankter Menschen schadet nicht nur den chronisch erkrankten Menschen selbst. Auch den Unternehmen entgeht so ein Teil des Potenzials und der Expertise ihrer chronisch kranken Angestellten. Es besteht eine Schieflage zwischen dem Potenzial, das chronisch erkrankte Erwerbstätige an ihren Arbeitsplatz mitbringen, und den Arbeitsbedingungen, die sie dort oftmals vorfinden. Dieser Schieflage will das Projekt „Chronisch erkrankte Menschen
in der Arbeitswelt (ChronMA)“ entgegenwirken. Drei Landesverbände der Gesundheitsselbsthilfe, die Aidshilfe NRW, der NRW-Landesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) und die Deutsche Rheuma-Liga NRW, haben sich mit der Universität zu Köln und dem Forschungsbüro für Arbeit, Gesundheit und Biographie in einem Projektverbund zusammengeschlossen. Gefördert wird dies durch den BKK Dachverband, ein weiterer Kooperationspartner ist das Landesinstitut für Arbeitsgestaltung des Landes Nordrhein-Westfalen (LIA.nrw).

Neben den Bedarfen von chronisch erkrankten Erwerbstätigen werden dabei betriebliche Strukturen und Unterstützungsbedarfe von Arbeitgebenden betrachtet. So soll ein aktiver Beitrag geleistet werden, das Bewusstsein für die Arbeitssituation chronisch erkrankter Menschen zu stärken und Inklusionsblockaden in den Betrieben abzubauen.

(Presse-Info vom 29. April 2021)